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 Heimaterleben - ein unversiegter Quell des Schaffens - von Dr. Annemarie Podlipny-Hehn 

 

Franz Ferch gehört zu den beliebtesten Malern der Banater Schwaben, da seine Kunst dem engeren heimatlichen Lebensraum entsprungen ist, und das Verständnis des Malers für seine Landsleute ausstrahlt. Sein vielseitiges Werk, das nach Angaben des Künstlers über 600 Bilder umfasst, kündet von seiner Auseinandersetzung mit den verschiedensten künstlerischen Bestrebungen seiner Zeit, von der geistigen Beweglichkeit und Wandlungsfähigkeit dieses Banater Malers, der uns seine unermüdliche Schöpferkraft in jedem Werk neu erleben ließ.


Verfolgen wir seine künstlerische Entwicklung, so begann sie 1925 an der Dresdener Kunstgewerbeschule, wo er in Kontakt mit den Expressionisten kam.
Seine Ausbildung in München (1927) unter dem Einfluss der Neuromantik seiner Lehrmeister Prof. Karl Marr und Prof. Franz Stuck hat seine Malerei ausschlaggebend geprägt.
In die Heimat zurückgekehrt, malte Ferch in Bogarosch seine ersten Bauernbilder, die als Vorstufe für seine späteren gleichnishaften Bauernbilder aufgefasst werden können.
Zwischen 1934/35 weilte der Künstler in Italien als Gast der Deutschen Akademie in Rom, wo seine Begegnung mit den spätimpressionistischen Malern der Französischen Akademie ausschlaggebend war; die Freilichtmalerei findet ihren Niederschlag in einer Reihe von locker gemalten Bildern.
Zurückgekehrt ließ er sich in der Gemeinde Semlak nieder, wo ein zäher, erdverbundener Menschenschlag lebte. Dieses einfache Leben lieferte dem Maler Stoff und Gestalten für dessen fruchtbarste Schaffensperiode, in der er sich um eine expressive Monumentalkunst bemühte, die sich der Bauernmonumentalität des Malers Albin Egger-Lienz näherte. Mit diesen Bauernbildern hatte Ferch 1938 anlässlich einer Ausstellung deutscher Künstler in Rumänien (in Kronstadt) den größten Erfolg in seiner bisherigen Künstlerlaufbahn; sie brachte ihm den Prinz-Eugen-Preis der Johann Wolfgang von Goethe-Stiftung ein, der ihm 1939 an der Wiener Universität verliehen wurde. Doch dieses überaus fruchtbare Schaffen wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen.


Nach Kriegsende lebte der Maler mit seiner Familie in seinem bescheidenen Häuschen, das er sich in Periam-Port erbaut hatte. In dieser Abgeschiedenheit der Natur vermeinte der Künstler, die schönste Zeit seines Lebens verbracht zu haben. Es entstehen seine herrlichen Landschaftsbilder.
Im Jahre 1950 übersiedelte die Familie nach Temeswar, ohne das Maroschhäuschen aufzugeben.
Zwischen 1965/67 verwendete Ferch gerne volkstümliche dekorative Elemente in seiner Malerei.
In seinen folgenden Werken widerspiegeln sich nun die Ereignisse und Wandlungen seiner Zeit. Ferch findet erstaunlich rasch Anschluss an die neue Kunstrichtung, die sein Schaffen über ein Jahrzehnt bestimmen sollte. Es entstanden seine historischen Bilder, deren Themen aus der geschichtlichen Vergangenheit der Stadt Temeswar und des Banats entnommen sind, wobei das Thema der „Hauensteiner“ das umfassendste war; es sollte ein Bekenntnis zum Widerstand werden.


Ferchs Malweise hat sich in den sechziger Jahren aus einer gewissen Schwere und Gebundenheit gelöst, zu immer zarterer, fast träumerischen Heiterkeit. Seine Aquarelle, die sich drei großen Themenkreisen (Industrie, Archäologie und Heidelandschaft) zuordnen lassen, zeugen von seiner großen Wandlungsfähigkeit auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen. In einer Ausstellung vereint, krönten sie das Schaffen des Siebzigjährigen.
Im Jahre 1979 übersiedelte die Familie nach Freiburg i.B. Nur schweren Herzens hat Franz Ferch das Banat verlassen. Seiner Sehnsucht nach der Heimat gab er Ausdruck in einer Reihe von Distelbildern, in die auch surrealistische Bildelemente mit einbezogen wurden.


Über 50 Bilder sind noch aus der Erinnerung an die Heimat in den letzten zwei Jahren seines Lebens entstanden. Eine große Ausstellung und der Donauschwäbische Kulturpreis waren seine letzten Ehrungen.


Obwohl Franz Ferch kein ausgesprochener Kunstpädagoge war – das Unterrichten am Temeswarer Kunstlyzeum war ihm mühselig und er gab es bald auf – hat er im Banat doch Schule gemacht: sowohl als langjähriger Vorstand des Temeswarer Künstlerverbandes als auch durch seine stete Präsenz in allen Ausstellungen galt er als Vorbild. Viele seiner Schüler und Kollegen erinnern sich mit Liebe und Dankbarkeit an ihren Meister. So die Grafikerin Hildegard Klepper-Paar, der Maler Friedrich Schreiber, die in Deutschland als geschätzte Künstler und Lehrer wirken. Der Temeswarer Maler Diodor Dure hat im letzten Jahrzehnt seines Schaffens in Anlehnung an den Meister Franz Ferch die Weite der Banater Heidelandschaft mit ihren Disteln für uns wiederentdeckt. Franz Ferch beeinflusste auch das Schaffen seines Kollegen und Freundes Stefan Szönyi, der anfangs sich der Neuromantik verschrieben hatte und später ein Schöpfer großer Gebärden und monumentaler Gesten wurde.

Als Ferchs treueste Schülerin und dem Meister am engsten verbunden erklärte sich stets die Temeswarer Künstlerin Hildegard Kremper-Fackner, in deren Werk die Gestaltung der Banater Schwaben und der Banater Landschaft neue Valenzen annahmen.

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